WorldSkills 2017
Goldregen für die Schweiz.
Das Schweizer Team ist an den Berufsweltmeisterschaften erfolgreicher denn je: Mit insgesamt 20 Medaillen – darunter 11 goldene –schafft es die Schweiz auf den zweiten Platz und ist damit das beste europäische Land.
Bild: ZVG
Auf einen derart überragenden Erfolg hätte kaum jemand zu hoffen gewagt. Das SwissSkills-Team erzielt mit elf Gold-, sechs Silber- und drei Bronzemedaillen so viele Medaillen wie noch nie und ist damit auf dem 2. Rang der Nationenwertung wiederum mit Abstand die beste europäische Nation. Dazu kommen 13 Diplome und 3 Zertifikate – ein Resultat wie es noch kein Schweizer Team erreicht hat. Damit hat das Schweizer Team den bisherigen Bestwert aus dem Jahre 2003 – den Heim-WorldSkills in St. Gallen – um einen Rang verbessert. Nur die Chinesen über flügelten die Schweizer mit 15 Goldmedaillen
Neuer Modus hat geholfen
Sie sei unglaublich stolz auf das ganze Team sagt Delegationsleiterin Christine Davatz: «Wir haben hier beste Werbung für unser Bildungssystem, aber auch ganz generell für die Leistungsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Schweiz gemacht.» Wahrscheinlich habe sich für die Schweiz auch ausbezahlt, dass in vielen Berufen die Aufgabenstellungen im Vergleich zu den letzten World-Skills-Austragungen erst sehr kurzfristig bekannt gegeben worden seien. «Es bevorteilt jene, die dank eines entsprechenden Bildungssys-tems ein breites Wissen und Können in ihrem Beruf erlernt haben.»
Rico Cioccarelli, der technische Delegierte von SwissSkills, zeigte sich ebenfalls hocherfreut über das Ergebnis. «Die Optimierungen, die wir seit den letzten WorldSkills vorgenommen haben, zeigen offenbar Wirkung. Die Teilnehmenden und ihre Experten haben sich gezielt und intensiv vorbereitet. Dieses Ergebnis ist die Belohnung dafür.»
Gold für die Gastrobranche
«Ich bin einfach sprachlos», sagt Tatjana Caviezel: «Wir haben so viel trainiert, um die Goldmedaille nach Hause zu holen, jetzt haben wir es geschafft.» Die 21-jährige St. Gallerin ist die frischgebackene Weltmeisterin im Beruf Restaurant Service. Unmittelbar nach der grossen Schlussfeier steht sie vor dem Radiomikrofon und spricht mit brüchiger Stimme und etwas feuchten Augen. «Ich habe nicht mehr daran geglaubt, hatte nicht so gute Tage und es ging mir körperlich teilweise nicht so gut», blickt sie zurück, ergänzt aber: «Trotzdem habe ich es durchgezogen und mir gesagt, ich will das zu Ende bringen. Und jetzt hat es doch gereicht.» Grosse Unterstützung hat sie von ihrer ganzen Familie bekommen, die sie auch nach Abu Dhabi begleitet hat. Und speziell auch von ihrem Experten Martin Erlacher, dem sie ein «ganz grosses Dankeschön» ausspricht: «Ohne ihn hätte ich das nie geschafft.»
Gleich zweimal Gold ins Berner Oberland
Auch der Berner Oberländer Beat Schranz (21), Elektroinstallateur aus Adelboden hätte das eigentlich nicht mehr erwartet. Am ersten Tag sei es ihm nicht gut gelaufen, er sei zwar fertig geworden, hätte aber einige Abstriche machen müssen. Dass er jetzt tatsächlich eine Goldmedaille erarbeitet habe, könne er noch gar nicht richtig fassen, sagt er sichtlich bewegt. Schon als «unglaublich» empfand er es, mit der Schweizer Fahne auf die Bühne gehen zu dürfen und zu wissen, dass er unter den drei Weltbesten seines Berufes ist. Damit aber nicht genug: Er wurde danach gleich nochmals auf die Bühne gerufen und erhielt eine weitere Goldmedaille, nämlich als «Best of Nation» mit der höchsten Punktzahl des Schweizer Teams.
Frauenpower
Gold gab es unter anderen auch für Ramona Bolliger (21) aus Gontenschwil (AG), in der Fachrichtung Bäckerei-Konditorei, für Tatjana Caviezel (21) aus Uetliburg (SG) in der Fachrichtung Restaurant-Service sowie für Irina Tuor (21) aus Breil/Brigels (GR) in der Fachrichtung Fachfrau Gesundheit. Sie freut sich: «Am Anfang hatte ich etwas Startschwierigkeiten, kam nicht so recht in den Wettkampf. Die letzten beiden Tage sind aber super gelaufen.» Die Malerin Sandra Lüthi (21) aus Burgdorf ergatterte in Abu Dhabi die Silbermedaille.
Insgesamt waren 38 junge Schweizerinnen und Schweizer an die Berufs welt - meister schaften in Abu Dhabi gereist. Sie massen sich mit rund 1300 Teilnehmern aus 58 Ländern. Zu Beginn des Wettkampfs besuchte Nationalratspräsident Jürg Stahl die Delegation. Erwartet wurden an den Berufsweltmeisterschaften rund 100›000 Besucherinnen und Besucher. 2018 sollen in Bern zum zweiten Mal die Schweizer Berufsmeisterschaften zentral stattfinden. pd/CR
Die Schweizer Gold-Medaillengewinner:
Cédric Achermann, Altbüron/LU und Fabien Gyger, Spiez/BE (Automatiker EFZ). Experte: Nicolas Godel, Belfaux/FR. Manuel Allenspach, Gossau/SG (IT Software Lösungen für Unternehmen). Experte: Claudio Violi, Berikon/AG. Marcel Wyss, Grindelwald/BE (Sanitär und Heizungsinstallation). Experten: Florian Müller, Oensingen/SO und Markus Niederer, Olten/SO. Emil von Wattenwyl, Kehrsatz/BE (Webdesign und Development). Experte: Manuel Schaffner, Bern/BE. Beat Schranz*, Adelboden/BE (Elektroinstallateur). Experte: Adrian Som-mer, Langnau am Albis/ZH. Simon Furrer, Gunzwil/LU (Anlagenelektrik). Experte: Christoph Meier, Felsberg/GR. Sven Bürki, Lanzenneunforn/TG (Möbelschreiner). Experte: Tobias Hugen-tobler, Rickenbach b. Wil/TG. Tatjana Caviezel, Uetliburg/SG (Restaurant-Service). Experte: Martin A. Er-lacher, Niederhelfenschwil/SG. Irina Tuor, Breil/Brigels/GR (Fachfrau Gesundheit). Expertin: Sabina Decur-tins, Forch/ZH. Ramona Bolliger, Gontenschwil/AG (Bäckerin-Konditorin-Confiseurin). Ex-perte: Urs Röthlin, Adligenswil/LU. Adrian Krähenbühl, Niederösch/BE (Bau- und Landmaschinenmechaniker). Experte: Paul Sidler, Waltenschwil/AG.
Die Schweizer Silber-Medaillengewinner:
Marco Michel, Kerns/OW (Polymechaniker/Automation). Experte: Andreas Allenbach, Frutigen/BE. Heiko Zumbrunn, Wittinsburg/BL (Carossier Spenglerei). Expertin: Diana Schlup, Grossaffoltern/BE. Jannic Schären, Gerzensee/BE (Elektroniker EFZ). Experte: Markus Lempen, Bern/BE. Sandra Lüthi, Burgdorf/BE (Dekorationsmalerin). Experte: Andreas Marba-cher, Kussnacht am Rigi/SZ. Florian Nock, Turbenthal/ZH (Zimmermann). Experte: Adrian Wenger, Längenbühl/BE. Benjamin Räber, Herlisberg/LU und Nils Bucher, Sarnern/OW. Experte: Si-mon Hugi, Innerberg/BE.
Die Schweizer Bronze-Medaillengewinner:
Janine Bigler, Lenzburg/AG (Drucktechnologin). Experte: Rolf Wyss, Amriswil/TG. Fabio Holenstein, Bazenheid/SG (Bauschreiner). Experte: Roger Huwyler, Bex/VD. Maurus von Holzen, Dallenwil/NW (Carrossier Lackiererei). Experte: Patrick Balmer, Reichenbach im Kandertal/BE.
Best of Nation:
Beat Schranz gewinnt den Titel «Best of Nation». Er erzielte mit 767 Punkten die höchste Gesamtpunktzahl im Schweizer Team.