1. August-Rede in Rupperswil

 

Warum der höchste Schweizer den Rupperswilern einen Würfel brachte.

 

Letztes Jahr Strafrechtsprofessor Martin Killias, dieses Jahr Nationalratspräsident Jürg Stahl –Rupperswil hat ein Händchen für hochkarätige 1. August-Redner.

 

"Es ist ein gutes Gefühl, in einem Land zu leben, das nicht nur nach dem Spektakulären strebt", sagte Nationalratspräsident Jürg Stahl (SVP) an seiner Ansprache zum Bundesfeiertag in Rupperswil. "In einem Land, das auch den Wert des scheinbar Gewöhnlichen anerkennt. Den Wert dessen, was im Alltag das Leben ausmacht."

 

Er wolle "am heutigen Nationalfeiertag die Aufmerksamkeit auf jene richten, die in unserem Land hinter den Kulissen tätig sind", so Stahl. Also auf diejenigen, "die abseits der Scheinwerfer einen guten Job machen. Die dafür sorgen, dass die Lebensqualität hoch ist und dass bei uns so gut wie alles gut funktioniert".

 

Vier Gegenstände hatte der Nationalratspräsident mitgebracht: Eine Schweizer Uhr, eine Glocke, ein Taschenmesser – und einen Würfel.

 

Zur Uhr sagte Stahl: "Ich vergleiche unser Land und sein System gerne mit einer Qualitätsuhr, in der ein hochkomplexes Werk läuft. Ein Werk, in dem zahlreiche Elemente verlässlich und präzis ineinandergreifen. Unser politisches und gesellschaftliches System ist mindestens so ausgeklügelt wie ein Uhrwerk." Es sei "manchmal etwas kompliziert" und "Ausdruck unserer Bereitschaft, möglichst viele Akteure einzubeziehen. "Wir nehmen gerne in Kauf, dass auf diese Weise manches etwas länger dauert. Es hat dafür umso länger Bestand."

 

Bei einer Uhr zähle nicht nur das Sichtbare, sondern auch das berborgene Uhrwerk. Das sei auch in der Schweiz so, die von Menschen in Gang gehalten werde, "die täglich ohne viel Au"ebens einer wertvollen Tätigkeit nachgehen", und "geduldig und ausdauernd" dran blieben. Damit meinte er auch seine Weibelin, Chantal Schaller, die Stahl nach Rupperswil begleitet hatte: "Sie wird nicht zu Ihnen reden, doch ihr Beitrag ist ebenso wichtig."

 

Eine Glocke, wie sie der höchste Schweizer mitbrachte, braucht er jeweils, wenn er die Sitzungen des Nationalrats leitet. "Sie steht für die Zusammengehörigkeit in unserem Land: ein Unikat aus einer Glockengiesserei im Emmental, mit einem Griff aus Tessiner Kastanienholz, gedrechselt im Luzernischen Schwarzenberg. Und das alles für einen Zürcher Ratspräsidenten."

 

Als Drittes hat Jürg Stahl ein schwarzeHsa Sndawcekrkmer/eins sSterars smeniutn treorhtaelmt Schweizerwappen mitgebracht. "Ein Geschenk vom Fedpol", erklärte er. "So ein Sackmesser ist ja auch wie die Schweiz: klein, kompakt und vielseitig. Dieses hier bietet alles, was man für ein improvisiertes Fest braucht: vom Flaschenöffner über die Klinge bis zum Zahnstocher. In den vergangenen acht Monaten ist meine Taschenmessersammlung besonders schnell gewachsen. Jedes Exemplar steht für eine besondere Begegnung. In der ganzen Sammlung steckt somit viel Geschichte."

 

Der speziellste Gegenstand in Jürg Stahls Rede war ein Würfel – einer aus Stahl. "Der Würfel schaut in alle Richtungen. Damit symbolisiert er auch das Talent, neue Möglichkeiten zu erkennen. Noch nicht ausgeschöpftes Potenzial. Ich sage das im Wissen, dass nicht alle ihr Potenzial im gleichen Masse realisieren können. Dass im Leben nicht alle gleich viel Glück haben. Deshalb habe ich mit der Herstellung des Würfels eine Stiftung betraut: die Stiftung Wisli in Winterthur. In der Werkstatt dort trifft man auf Menschen, die nicht immer ganz so selbstständig und fehlerfrei arbeiten, wie andernorts gefordert. Auch ihnen steht ein Platz in unserer Gesellschaft zu."

 

Er wünsche sich für die Zukunft eine Schweiz, so Stahl weiter, die von gesundem Vertrauen geprägt sei. "Auch von gesundem Selbstvertrauen und damit von Selbstverantwortung." Im Alltag beobachte er auch an sich selber immer wieder das Gegenteil: "reflexhafte Übervorsicht". "Dann müssen wir uns selbst an der Nase nehmen. Denn nicht jeder, der nach unserer Telefonnummer fragt, will uns Mist verkaufen. Nicht jede, die sich nach unserer E-Mail-Adresse erkundigt, will uns mit Spam überhäufen. Nicht jeder Lärm in der Umgebung rührt von einer Drohne, die uns ausspioniert." Man solle darauf achten, dass die bewährte Schweizer Vertrauenskultur nicht einer Misstrauenskultur Platz mache und die Grosszügigkeit der Missgunst weiche.

 

Seine kleine Tochter Valérie, erzählte der Nationalratspräsident, sei jetzt 20 Monate alt. Wenn sie 20 Jahre alt sei, "soll sie in einem ebenso tollen Land leben dürfen wie wir heute. In einer ebenso vielfältigen, sicheren, verlässlichen Schweiz." Dafür müsse man jedoch immer wieder kämpfen: "Helfen Sie mit, dass Ihr Quartier gedeiht. Ihr Verein aktiv bleibt. Ihre Gemeinde die Herausforderungen der Zukunft bewältigt. Dazu braucht es Kraft, braucht es Mut, braucht es die Bereitschaft, Verantwortung zu sich!"übernehmen. Ich kann Ihnen versichern: Es lohnt sich!"

 

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